Plötzlich hat es Click gemacht!

„Hallo, ich bin Astrid, Pferde- und Reittrainerin aus Kassel.“

Keine Ahnung, wie oft ich diesen Satz schon sagte oder schrieb.

Dass dieser Satz kaum etwas über mich sagt, weiß ich. Doch eine komplette Vorstellung meiner Person ist zu umfangreich, um sie immer einzupflegen.

Damit du jedoch weißt, worauf du dich einlässt, wenn du mich als Pferde- oder Reittrainerin kennenlernen möchtest, erzähle ich dir etwas mehr.

Ich habe von Klein auf mit Pferden zu tun und es war immer mein absoluter Traum, irgendwann in diesem Bereich zu arbeiten.

Leider erkrankte ich mit 16 sehr schwer und es sah damals danach aus, dass ich nie wieder werde Reiten können.

Ein Leben ohne Pferde konnte und wollte ich mir je weder vorstellen noch es wirklich leben. So arbeitete ich hart, um wieder in den Sattel zu kommen, wobei das Reiten für mich nie im Vordergrund stand.

Ich habe sehr viele Krankheiten und Unfälle erlitten, die mich immer wieder zu einer Reitpause zwangen, doch die Pferde, vor allem meine Liebe zu diesen wunderschönen und faszinierenden Kreaturen ist immer geblieben, selbst wenn ich durch diese schwere physische Verletzungen erlitt.

Leider bin ich genau in dem Zeitalter aufgewachsen und habe das Reiten gelernt, in dem man versuchte, den Reitersitz über Zwang zu erarbeiten. Und in den Reitschulen Deutschlands ein militärischer Ton vorherrschte.

Ich höre noch heute die damaligen Reitlehrer und Reitlehrerinnen schreien! Sie schrien wirklich und manche machen es noch heute.

Daher möchte ich vor allem einen Punkt ganz deutlich hervorheben: Ich bin keine Reitlehrerin, ich bin Trainerin! Mir ist dieser minimale Unterschied der Bezeichnung sehr wichtig, da ich nicht stur das Reiten lehre, sondern Pferde und Menschen trainiere, was wesentlich umfangreicher ist. Ich habe noch immer den schalen Geschmack dieser Bezeichnung im Mund, wenn ich an den früheren militärischen Drill denke, der auch heute nicht komplett ausgestorben ist.

Noch immer höre ich die typischen Kommandos wie „Hacken runter, Fußspitzen nach vorn“, „Schultern zurück“, „Kopf hoch“ und ähnliches.

Dass sich der Reitersitzt nicht erzwingen lässt, indem man einfach einige Kommandos gibt, scheint vielen Reitlehrern noch immer nicht klar zu sein. Es reicht nicht aus, Kommandos zu geben, die den Körper verbiegen, man muss dezidiert auf die physischen Kapazitäten von Mensch und Pferd eingehen, die Biodynamik.

Wesentlich schlimmer sieht es gar in der Ausbildung der Pferde aus. So gehen die meisten den „üblichen“ Weg über Dominanz und Druck. Viel zu oft höre ich Sätze wie: „Du musst ihm zeigen, wer der Chef ist!“ „Die stellt sich nur an!“ Und vieles mehr.

Dass Pferde hochsensible Tiere sind, die ihren Instinkten folgen, vor allem welche das sind, wird weiterhin falsch weitergegeben. Pferde sind per se gefährliche Tiere, da sie groß und schwer sind, das ist so weit wahr. Doch sie sind weder bösartig, noch stellen sie sich an. Pferde sind ehrlich.

Noch immer gehört es zu der üblichen Ausbildung, ein Pferd stundenlang anzubinden, zu longieren und ähnliches, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob das sinnvoll ist.

Noch immer werden Pferde stundenlang im Kreis herumgeschleudert, um sie müde und gefügig zu machen. Doch sie werden nicht gefügig, sie werden gebrochen.

Ich hatte das unendliche Glück, solche Methoden mehr aus der Ferne, als am eigenen Leib zu erfahren. Ich hatte so alte Trainer, die noch nach den Methodender alten Meister  lernten und lehrten.

Ich weiß nicht, ob ich dabeigeblieben wäre, wenn ich mich dem militärischen Drill damaliger „moderner“ Methoden unterwerfen hätte müssen.

Niemand mag es permanent angeschrien zu werden. Niemandem tut es gut, seinen Körper in eine Zwangshaltung zu bringen, erst recht nicht, wenn man damit weder aussitzen, noch auf das Pferd einwirken oder ähnliches kann.

Der Reitersitzt ist das A und O, durch ihn kommunizieren wir mit dem Pferd, ebenso wie das Pferd über seine Bewegungen mit uns kommuniziert. Diese Kommunikation muss klar und verständlich sein. Und dafür braucht es viel Zeit und Geduld.

Man kann lernen, richtig zu reiten. Doch dafür bedarf es Zeit und Übung, allem voran jedoch gute Erklärung.

In vielen Reitstunden hört man kurze Anweisungen, die zum einen nicht erklärt werden, zum anderen gar mit dem Satz „das haben wir schon immer so gemacht“ abgetan werden, wenn man nachfragt.

Mit einigen Anweisungen können viele gar nichts anfangen. Wenn die Reitlehrerin oder der Reitlehrer einfach das kurze Kommando „äußerer Zügel“ schreit, wird der äußere Zügel meist einfach nach hinten gerissen.

Ich persönlich bin generell kein Fan von Zügeleinwirkung, da der Sitz und nicht der Zügel ausschlaggebend sind.

Das Beispiel mit dem äußeren Zügel bringt es sogar auf den Punkt, statt den Sitz des Reiters zu korrigieren, soll das Pferd rein über den Zügel korrigiert werden. Das funktioniert nur nicht, es liegt auch nicht am Pferd. Der Sachverhalt ist hier, dass das Pferd durch den Reiter aus der Balance gebracht wurde und somit auch nur über den Reiter korrigiert werden kann, nicht über das Maul des Pferdes.

Es gibt so viele Beispiele an kurzen Zurufen von Reitlehrern, die gerne falsch verstanden werden, da sie niemals ausführlich erklärt wurden. Das ist sehr traurig.

Doch nicht nur veraltete Lehrmethoden sind zu beanstanden. Das größte Übel damals war die gängige Haltung der Pferde, genauer gesagt die der Schulpferde.

Der Druck, über den Pferde gearbeitet werden, herrscht auch heute noch vor, ebenso viele Arten der Misshandlung im Training.

Immerhin jedoch hat sich in der Haltung viel zum Besseren geändert, wobei eine artgerechte Haltung noch immer nicht Usus ist.

In den damaligen Zeiten war es üblich, Pferde, allem voran Schulpferde, in Ständerboxen zu halten. Ein grausames Verbrechen an diesen Geschöpfen, die im Unterricht dann Höchstleitungen erbringen mussten.

Aber auch bei den Privatpferden war eine Boxenhaltung normal. Doch wenn diese Glück hatten, konnten sie im Sommer immerhin ab und an auf die Weide.

Auch heute gibt es noch Pferdehalter und Ställe, in denen die Pferde die meiste Zeit in den Boxen verbringen. Die Ständerhaltung ist mittlerweile seit dem 01.01.2014 in ganz Deutschland verboten, obwohl es sie noch immer gibt.

Wenn mir jemand sagt, Boxenhaltung sei so, als hätten wir Hausarrest in unserem Zimmer, antworte ich, dass es eher so ist als dürfen wir das Bett nicht verlassen. Denn tatsächlich ist die Boxengröße eher mit der eines Bettes als eines Zimmers vergleichbar.

Nicht nur, dass ich das furchtbar fand, so las ich damals die Bücher mit Dick und Dalli, für die meisten als die Immenhofmädels bekannt.

Dort lebten die vielen Ponys selten im Stall, sie lebten in meinen Augen sehr frei auf großen Weiden. Dass es nicht ganz so war, sehe ich erst jetzt rückblickend, wenn ich mir die Filme anschaue. Dennoch sind auch in den Filmen eher paradiesische Verhältnisse für Pferde in der damaligen Zeit gezeigt worden.

Auch wenn ich anderen Reitunterricht als den damals gängigen erfuhr, so war ich mit vielem nicht im Reinen und immer auf der Suche nach etwas anderem, etwas Besserem, etwas Passenderem. Selbstverständlich verfolgte ich zunächst reiterlich konsequent den Weg der FN. Es gab zu dem Zeitpunkt nichts anderes, wenn man das Ziel hatte, irgendwann beruflich in diese Richtung gehen zu wollen.

Im Übrigen hatte ich bereits damals Spaß an den Protokollen meiner Turnierprüfungen. Obwohl die Richter weder an den Prüfungen noch an meinem Sitz etwas auszusetzen hatten, stand häufig in den Protokollen, dass ich die Zügel mehr aufnehmen solle oder meine Schenkeleinwirkung nicht sichtbar sei. Dass ich trotzdem die Prüfungen akkurat ablegte, stand ebenso in den Protokollen und es war auch an den Erfolgen ersichtlich.

Als Jugendliche kam ich das erste Mal mit einer anderen Art des Reitens und des Umgangs sowie Trainings mit Pferden in Kontakt. Es wurde mehr hinter vorgehaltener Hand von einer ganz neuen Methode berichtet, der Tellington-Methode.

Ich war hin und weg, und versuchte so viel wie nur irgend möglich darüber zu erfahren, und mich weiterzubilden.

Tellington war anders, Tellington war super!

Aus heutiger Sicht muss ich sagen, dass ich noch immer sehr dankbar für die vielen Impulse bin. Allerdings gehe seit vielen Jahren mit der Methode nicht mehr konform. Es sind gute Impulse, doch auch mit dieser gibt es zu viel Druck im Training.

Mir lagen bereits damals vor allem jene Pferde, die als „Problempferde“ betitelt werden, am Herzen. Diese Pferde haben sogenannte „Unarten“, die man wegbekommen muss. Und es wurden grauenhafte Sachen mit den Pferden veranstaltet, um diese „Unarten“ wegzubekommen.

Doch die Zeiten änderten sich.

Plötzlich gab es eine Bewegung, die sich von den Staaten aus über den gesamten Erdball mit Wucht erstreckte: Horsemanship! Am bekanntesten für das breite Volk wurde diese Methode durch das Buch und die anschließende Verfilmung „Der Pferdeflüsterer“.

Auch ich hatte Tränen in den Augen, als ich den Film sah. Doch nicht Tränen der Rührung, weil das arme Mädchen und das arme Pferd so viel mitmachten und der liebe gute Tom Booker alles ins Reine brachte, nein! Ich hatte nicht nur Tränen in den Augen, sondern ich weinte hemmungslos, als ich sah, wie der Willen des Pferdes mittels eines Stricks, der das Pferdebein am Sattel fixierte, gebrochen wurde.

Das war mein absoluter Aha-Moment. Das war der Moment, indem ich mir sicher war, dass es andere Wege geben muss. Andere Wege außer Gewalt und Druck.

In der heutigen Zeit, in der es sehr viele verschiedene Methoden gibt, ein Pferd zu trainieren, sind noch immer die vorherrschend, die Pferde unter Druck setzen. So ist auch Horsemanship noch immer eine der vorherrschenden Methoden, Pferde auszubilden. Die meisten bezeichnen es gar als die sanfteste und beste Methode, ein Pferd auszubilden.  Doch tatsächlich ist es keine sanfte und druckfreie Methode. Noch immer geht es in der Hauptsache darum, den Willen des Pferdes zu brechen. Es wird verlangt, dass sich das Pferd dem Menschen unterordnet. Sogar dann, wenn sich die Methode noch so nett anhört, wie zum Beispiel das „friendly Game“. Auch dort gibt es ordentlich Druck. Ebenso bei denen die reine Konsequenz predigen.

Konsequenz ist gut, doch nicht indem man konsequent dem Pferd „droht“.

Auch die ganzen Dokuserien im Fernsehen, zeigen hauptsächlich genau das auf. Es wird ein Pferd, ein sogenanntes „Problempferd“, vorgestellt. Ein großartiger Trainer widmet sich dem Problem und nach wenigen Stunden hat er das Pferd im Griff! Toll!

Nein, es ist nicht toll! Es wurden nur bestimmte Instinkte bei dem Pferd unterdrückt.

Es gibt diese Trainerin, die ihre Pferde misshandelte und unterdrückte. Ihre Pferde liefen großartig in den Prüfungen und sie war weltbekannt.

Eines Tages jedoch befreite sich eines ihrer Pferde aus diesem Joch, indem es die Trainerin tötete.

Pferde vergessen nicht!

Ein Pferd vergisst weder den Menschen, noch was der Mensch tat.

So ist es recht klar, dass ein Pferd auch Misshandlungen nicht vergessen wird. Doch ein Pferd ist fair und gibt jedem eine Chance. Wie diese Chance aussieht, ist unterschiedlich. Es ist von vielem abhängig.

Doch es gibt die Chance, es gibt die Chance mit jedem Pferd auf Augenhöhe zu arbeiten. Das ist mein Job!

Mein Job ist es aus dir und deinem Pferd ein Team zu machen, in dem ihr euch gegenseitig respektiert, achtet und vertraut, auf Augenhöhe miteinander kommuniziert.

Ich hatte einen sehr langen Weg, genau dorthin zu finden. Du kannst die Chance nutzen, so wie viele meiner Kundinnen und Kunden, die Abkürzung über mich zu gehen.

Bei mir machte es bereits vor einigen Jahren „Click“!